Kasimir und Karoline - Schedule, Program & Tickets

Kasimir und Karoline

Ödön von Horváth

Spieldauer: ca. 1 Stunde, 40 Minuten, keine Pause

Regie: Georg Schmiedleitner
Musik: Clemens Hofer
Kasimir: Harald Windisch
Karoline: Katharina Straßer

Unter einer Wiesenbraut versteht man in München ein Fräulein, das man an einem Oktoberfestbesuch kennen lernt, und zu dem die Bande der Sympathie je nach Veranlagung und Umständen mehr oder weniger intimer geschlungen werden. Meistens wird die Wiesenbraut vom Standpunkt des Herrn aus gesehen - aber die Geliebte samt der Sehnsucht, die in der Wiesenbraut lebt, werden selten respektiert.

Oft will die Wiesenbraut nur lustig sein und sonst nichts, häufig will sie sonst auch noch etwas; nie aber denkt sie momentan materiell. Aber in der Wiesenbraut lebt häufig die Sehnsucht, dass es immer ein Oktoberfest geben soll; immer so ein Abend; immer eine Achterbahn; immer die Abnormitäten; immer Hippodrom im Kreise.

Seit es eine Oktoberfestwiese gibt, seit der Zeit gibt es eine Wienenbraut. Die Wiesenbraut verlässt die Ihren, verlässt ihr Milljöh - geht mit Herren, die sie nicht kennt, interessiert sich wenig für den Charakter, mehr für die Vergnügungen.

Die Wiesenbraut denkt nicht an den Tod.

Die Wiesenbraut opfert ihren Bräutigam, sie denkt nicht, sie lebt. Sie verliert ihre Liebe wegen einem Amüsement.

Sie vergisst wohin sie gehört. Und der Kreis um die Wiesenbraut empfindet diese Störung. Er gerät durcheinander aus Enttäuschung. Aber bald ordnet sich wieder alles - und die Wiesenbraut ist ausgeschaltet. Nur im Märchen bekommt die Wiesenbraut einen Prinzen. In Wahrheit versinkt sie in das Nichts sobald die Wiese aufhört. Sie lebt auf der Wiese. Auch sie ist nur ein Produkt der Wiese. Ihrer Umgebung. Trotz Seele und Fleisch, Liebe und Sehnsucht.

Es ist überhaupt keine Satire, es ist eine Ballade vom arbeitslosen Chauffeur Kasimir und seiner Braut mit der Ambition, eine Ballade voll stiller Trauer, gemildert durch Humor, das heißt durch die alltägliche Erkenntnis: "Sterben müssen wir alle."

Ödön von Horváth

Änderungen vorbehalten.

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