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Black Flame - A Noise Essay

„We all know wherever there is oil, there is violence.“ (Manuela Infante)

Die Erdölindustrie ist seit Mitte des 18. Jahrhunderts Ausgangspunkt für territoriale, wirtschaftliche Kriege und energiepolitische Abhängigkeiten. Die jahrzehntelange Ausbeutung des „Schwarzen Goldes“ hat massiv zur Klimakrise beigetragen. Nach zwei Jahren globaler Pandemie sind die Ölpreise massiv in die Höhe geschossen. In dieser bereits sehr misslichen Lage beginnt Russland, der weltweit drittgrößte Erdölproduzent, am 24. Februar 2022 einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Im Ringen mit dem Verhängen von Sanktionen, sieht sich die Gesellschaft in einem regelrechten Ölpreisschock mit der Frage konfrontiert: Ist ein neues System denkbar, welches eine alternative Nutzung von oder gar den Verzicht auf Öl möglich macht? Und welche unterschiedlichen Facetten stecken eigentlich hinter dem fossilen Energieträger? Wie kann Öl anders verstanden werden, vielleicht sogar hörbar gemacht werden?

Die chilenische Regisseurin, Dramatikerin und Musikerin Manuela Infante wird diese Fragestellungen zum Rohstoff Öl in einen klanggewaltig-essayistischen Theaterabend für die große Bühne übersetzen. International gilt sie als eine der interessantesten Theaterstimmen, die bekannt dafür ist, komplexe Themen in einem zauberhaften, popkonzertartigen Kosmos sinnlich erfahrbar zu machen. Dabei versucht Infante aus der Sicht des Nicht-Humanismus den Objekten und der Natur eine Stimme zu geben. So hat sie in dem polyphonen Monolog VEGETATIVE STATE die Unmöglichkeit eines Dialogs zwischen Menschen und Pflanzen dargestellt, in HOW TO TURN INTO STONE hat sie sich Steinen als Modell für politischen Widerstand gewidmet und in NOISE Straßenlärm als Signal für Veränderungen untersucht.
In ihren Arbeiten beschäftigt sie sich durchgehend mit dem Ausbeutungsverhältnis zwischen Menschen und Nichtmenschlichem – und wie dieses im Glauben, der Mensch sei das Maß aller Dinge ständig politisiert wird, vor allem im Sinne einer männlichen, weißen Vormachtstellung. Die Regisseurin will in einer Art Dekolonialisierung der gängigen Theaterpraktiken neue Perspektiven entgegen dem Narzissmus des Anthropozäns schaffen. Zum Beispiel, indem sie Loop-Pedale als Bühnenressourcen zum Einsatz bringt, die gleichwertig performen wie ein menschlicher Körper. Und indem sie polyphone Räume schafft, in welchen nicht Wissen gelehrt wird, sondern erforscht wird, wie Narrative fossil oder flüssig sein können. In Manuela Infantes essayistischer und choreographischer Auffassung von Theater wird sie jedenfalls einen Raum für Obskurität und Mysterium schaffen.

„To conjecture that the world is more than a construction of the human being, to remember that we are surrounded by beings, things that exceed what we know or will ever know about them, is a practice that I consider absolutely necessary today.“ (Manuela Infante)


Regie Manuela Infante
Bühne Michael Sieberock-Serafimowitsch
Kostüm Mona Ulrich
Musik/Sound Diego Noguera
Dramaturgie Jennifer Weiss
Recherche- und Dramaturgiemitarbeit Camila Valladares



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