Jedermann - Schedule, Program & Tickets

Jedermann

Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes

BESETZUNG
Peter Lohmeyer Stimme des Herrn / Tod / Der Spielansager
Tobias Moretti Jedermann
Edith Clever Jedermanns Mutter
Gregor Bloéb Jedermanns guter Gesell / Teufel
Markus Kofler Der Koch
Helmut Mooshammer Ein armer Nachbar
Michael Masula Ein Schuldknecht
Martina Stilp Des Schuldknechts Weib
Caroline Peters Buhlschaft
Björn Meyer Dicker Vetter
Tino Hillebrand Dünner Vetter
Christoph Franken Mammon
Mavie Hörbiger Werke
Falk Rockstroh Glaube

Nach mehr als 700 Vorstellungen in einem Jahrhundert ist der Jedermann zentraler Bestandteil der DNA der Salzburger Festspiele und schreibt seine Historie in einem fort: ein singulärer Vorgang im deutschsprachigen Theater.
Konzipiert als Wiederbelebung einer mittelalter­lichen Moralität nach dem Vorbild des englischen Everyman, angereichert durch Hecastus von Hans Sachs und andere Quellen, schreibt Hofmannsthal über Jahre in einem Europa der kulminierenden Konflikte an seinem Jedermann. Im Kopf immer eine mögliche Umsetzung durch Max Reinhardt: „Trug man, mit vergehenden Jahren, das Wesent­liche dieses dramatischen Gebildes stets in sich, zumindest im Unterbewusstsein, so regte sich all­mählich Lust und Freiheit, mit dem Stoff willkürlich zu verfahren. Sein eigentlicher Kern offenbarte sich immer mehr als menschlich absolut, keiner be­stimmten Zeit angehörig, nicht einmal mit dem christlichen Dogma unlöslich verbunden; nur dass dem Menschen ein unbedingtes Streben nach dem Höheren, Höchsten dann entscheidend zu Hilfe kommen muss, wenn sich alle irdischen Treu­ und Besitzverhältnisse als scheinhaft und löslich er­weisen, ist hier in allegorisch­-dramatische Form gebracht, und was gäbe es Näheres auch für uns?“ Das Wagnis, das Hofmannsthal hier explizit be­schreibt, frei mit dem Stoff zu verfahren, und seine thematische Rückführung, die weder zeitlich noch dogmatisch gebunden ist, bilden das ideologische Kraftzentrum des Jedermann.

„Im Kern stellt der Jedermann die Frage: Was pas­siert, wenn der Tod in das Leben tritt? Der Tod ist in unserer Kultur so sehr verdrängt wie nie zuvor in der Menschheitsgeschichte. Wir versuchen, uns zunehmend von unserer Endlichkeit abzuschotten und uns möglichst wenig damit zu konfrontieren, aber trotzdem ist letztlich allen klar: Um ein bewuss­tes Leben zu führen, ist es notwendig, einen reflek­tierten Zugang zum Tod zu finden. Das gehört grundsätzlich zum Leben dazu. Der Mensch muss sich irgendwann mit dem Tod auseinandersetzen; er wird dieser Konfrontation nicht entgehen. Das Mysterium, das dieses Rätsel vom Tod des Men­schen und seiner Begegnung mit dem Tod umgibt, existiert in allen Religionen und Kulturen. Und seit Menschen singen und schreiben, Kunst und Bilder produzieren, beschäftigt sie dieses Thema.
Unsere Inszenierung zielt auf eine zeitgenössische Lesart. Wir holen die Menschen in der Gegenwart ab und versuchen, sie mit einer Geschichte zu be­rühren, die zu jeder Zeit große Relevanz hat.
Es gibt im Jedermann, abgesehen vom Stil der Sprache, wenige Hinweise auf die Zeit. Hofmanns­thals Sprache, die aus der Wende zum 20. Jahr­hundert stammt, kreiert ein Kunstmittelalter, etwas Klassizistisches, eine Nachschöpfung eines anderen Stils, die natürlich viel über ihre eigene Zeit aussagt. Mit der Figur des Jedermann, die Hofmannsthal auf den reichen Mann zugeschnitten hat, spezifiziert er diesen Menschen. So wird sein Jedermann zum ,Spiel vom Sterben des reichen Mannes‘. Trotz dieser Definition steht Jedermann für alle Menschen, weil alle Menschen sterben müssen, wobei es dem Hof­mannsthal’schen Jedermann besonders schwerfällt, sich vom Weltlichen zu trennen. Das ist die Zu­spitzung.
Auch wenn sich Hofmannsthal stilistisch ins Mittel­alter schreibt, steht er doch an einem ganz anderen Punkt der Literaturgeschichte. Mit Max Reinhardt hatte er zudem einen extrem starken Theatermacher an seiner Seite, der — wie Stanislawski zur selben Zeit in Russland — die Entwicklung des neuen Berufsbildes eines modernen Regisseurs prägte. Erheblichen Anteil am Erfolg des Jedermann in Salzburg hatte beim Spiel auf dem Domplatz die direkte Konfrontation des Theaters mit der Kirche, die auch die letzten Dinge verhandeln will, also die Begegnung zwischen Profanem und Spirituellem. Mit dem Domplatz fand Reinhardt einen Ort, wo er diese Pole aufeinanderprallen lassen und für sich eine ganz große Theatralik entwickeln konnte.“

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