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Der Würgeengel - El Ángel Exterminador

„Freiheit? Wozu?“ (Jean-Luc Godard)

Der Würgeengel ist alttestamentarisch der von Gott zum Töten ausgesandte Engel, soviel vorab.

Eine feine Gesellschaft feiert in einem Stadtpalais eine Party, während die Bediensteten allmählich und aus seltsamen Gründen ihre Posten verlassen. Es wird spät und daher beschlossen, über Nacht zu bleiben, doch am nächsten Morgen stellen alle fest, dass sie den Raum, in dem sie sich befinden, nicht mehr verlassen können, obwohl Türen und Fenster offenstehen. Eine unsichtbare Gewalt scheint sie zurückzuhalten, und mit jeder Minute in dieser unerklärlichen Gefangenschaft spitzt sich die Situation zu: Nerven reißen, Anstand und Moral gehen im Kampf ums Überleben verloren, ein Paar wählt den Selbstmord. Draußen versammeln sich derweil aufgeregte Bürger*innen, doch auch sie können nicht ins Haus hinein. Schließlich gelingt es der Gruppe, in einer letzten gemeinsamen Willensanstrengung aus der unfreiwilligen Lage auszubrechen. Selbstbefreiung durch plötzliche Erkenntnis. Das ist die Handlung in Buñuels irrationalem Film aus dem Jahr 1962.

Der Regisseur Sebastian Baumgarten inszeniert zum ersten Mal im Volkstheater und stellt in seiner Arbeit Fragen an eine Gesellschaft in einer Ausnahmesituation: Wer sind die Eingeschlossenen? Welcher Ort lässt sich als das Äußere verorten, und wie grenzt sich das genau voneinander ab? Erinnert das Eingeschlossen-Sein, jenseits der Erfahrungen der letzten zwei Jahre, nicht noch an ganz andere Situationen? An Gesellschaften, die sich verriegeln, schützen, ein Eindringen von außen nicht mehr zulassen. Die Abschottung gegen das Andere und die Beschränkung auf das Eigene sind politisch wirkungsmächtig geworden und lassen moderne, aufgeklärte Gesellschaften sich selbst zerstören, verrohen – schleichend und allmählich.
Der deutsche Künstler Tobias Rehberger, bekannt für seine raumgreifenden Installationen, häufig in öffentlichen Räumen, für die er beispielsweise 2009 mit dem Goldenen Löwen der Biennale in Venedig ausgezeichnet wurde, übersetzt diese Fragen in den Bühnenraum des Volkstheaters:

Was ist die Kraft, die uns angesichts etlicher Probleme und Notlagen „in einen Zauberkreis unveränderlicher Tabus, Gesetze, Sitten“ verfallen lässt, „die als ebenso unvermeidlich empfunden werden wie der Aufgang der Sonne, der Kreislauf der Jahreszeiten“, wie der Philosoph Karl Popper einst schrieb? Was ist Freiheit, die, die man verteidigt, oder die, die man meint wiedergewonnen zu haben?


mit Andreas Beck
Elias Eilinghoff
Claudio Gatzke
Frank Genser
Evi Kehrstephan
Lavinia Nowak
Nick Romeo Reimann
Julia Franz Richter
Gitte Reppin
Uwe Rohbeck
Friederike Tiefenbacher

Regie Sebastian Baumgarten
Bühne Tobias Rehberger
Mitarbeit Bühne Patrick Loibl
Kostüm Christina Schmitt
Musik Robert Lippok
Video Philipp Haupt
Lightdesign Paul Grilj
Sounddesign Giorgio Mazzi
Dramaturgie Henning Nass
Matthias Seier



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