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Madama Butterfly

Text Giuseppe Giacosa & Luigi Illica
Tragedia giapponese


Musikalische Leitung
Antonello Manacorda

Inszenierung
Anthony Minghella

Regie und Choreographie
Carolyn Choa

Bühne
Michael Levine

Kostüme
Han Feng

Licht
Peter Mumford

Puppendesign und -regie
Blind Summit Theatre Mark Down & Nick Barnes

Cio-Cio-San
Sonya Yoncheva

Suzuki
Isabel Signoret

Kate Pinkerton
Alma Neuhaus

Pinkerton
Charles Castronovo

Sharpless
Boris Pinkhasovich

Goro
Andrea Giovannini

Fürst Yamadori
Hiroshi Amako

Onkel Bonze
Evgeny Solodovnikov


Inhalt

Die Laufzeit des Mietvertrags für das Hochzeitsnest in Nagasaki, das der amerikanische Marineleutnant Pinkerton inklusive Geisha angemietet hat, beträgt 999 Jahre, ist aber monatlich kündbar. Diese Flexibilität erfreut Pinkerton. Ein feineres Ohr als er hat der als Trauzeuge geladene amerikanische Konsul Sharpless. Ihn ließ die Stimme der jungen Geisha Cio-Cio-San, genannt Butterfly, die am Vortag das amerikanische Konsulat besucht hat, aufhorchen: Aus ihr klinge echte Liebe. Er warnt seinen Landsmann davor, »dieser Stimme« leichtfertig »Töne des Schmerzes zu entlocken«. Denn was für Pinkerton verantwortungsloses Spiel ist, ist für Cio- Cio-San existenzieller Ernst. Sie hat alle Brücken zu ihrer Familie und Kultur abgebrochen, um als »Madama F.B. Pinkerton« den amerikanischen Traum zu träumen. Nachdem Pinkerton sie verlassen hat, verteidigt sie diesen Traum drei Jahre lang gegen die Realität, im Vertrauen auf das amerikanische Eherecht und das gemeinsame Kind, das sie nach Pinkertons Abreise zur Welt gebracht hat: ein blonder, blauäugiger Knabe, den sie Dolore (»Schmerz«) nennt. Sharpless vermeint, die gesellschaftlich völlig isolierte und mittellose Cio-Cio-San zu entlasten, indem er Pinkerton, der in der Zwischenzeit »eine echte Ehe mit einer echten Amerikanerin« eingegangen ist, dazu überredet, das Kind zu adoptieren. Butterfly erklärt sich bereit, das Letzte was ihr geblieben ist, herzugeben, wenn Pinkerton selbst es bei ihr abholt. Dann konfrontiert sie ihn mit ihrem rituellen japanischen Freitod, den sie in Anwesenheit ihres Sohnes vollzieht. Zuvor wurden ihm die Augen verbunden.
Zur musikalischen Darstellung Japans im Konflikt mit seiner durch die amerikanische Marine 1853 erzwungenen Öffnung und Verwestlichung verfremdete Puccini seine Musiksprache, indem er sie durch Material aus originalen oder vermittelten fernöstlichen Quellen anreicherte: Neben Anleihen bei Transkriptionen japanischer Musik des Brucknerschülers Rudolf Dittrich verwendete er Melodien einer in der Schweiz für den Export nach China hergestellten Spieluhr, setzte ein um japanische Instrumente erweitertes Schlagwerk ein und ließ sich auch von einer Kabuki-Theater-aufführung inspirieren. Letzteres verweist auf einen wichtigen Aspekt der Hauptfigur. Denn als Geisha ist Cio-Cio-San geschult, einen Mann durch ihre Konversation nicht weniger als durch künstlerische Darbietungen wie Gesang, Tanz und Pantomime zu unterhalten. Immer wieder erscheint es fraglich, ob ihre Selbstdarstellung als authentisch einzuschätzen ist oder ob sie ihren Partnern – und dem Publikum – nicht vielmehr kunstvolle Maskeraden präsentiert. So etwa wenn sie – mit der berühmtesten Arie des Stücks »Un bel dì vedremo«, »Eines Tages sehn wir« – ihrer Vertrauten Suzuki unter Einsatz ihres Körpers und ihrer Stimme die ersehnte Rückkehr ihres amerikanischen Gatten vorspielt, wenn sie für den Konsul einen humoristischen Dialog vor einem amerikanischen Scheidungsgericht improvisiert oder für ihren Sohn das entwürdigende Los einer Straßentänzerin vergegenwärtigt. Die vermeintliche Naivität der Titelfigur erweist sich so als eine abgründige und vielfach gebrochene. Der Exotismus in Puccinis »Butterfly«- Partitur ist mehr und anderes als ein folkloristisches Dekor. Er setzt eine Kolonialismuskritik in Szene, die das Werk für postkoloniale Fragestellungen und Lektüren fruchtbar macht.
Nachdem das zweiaktig konzipierte Werk bei der Uraufführung 1904 an der Mailänder Scala durchgefallen war, eroberte es in überarbeiteter dreiaktiger Form von Brescia aus die Bühnen der Welt und ist bis heute eine der meistgespielten Opern Puccinis. In der poetischen, mit japanischen Stilelementen arbeitenden Inszenierung des 2008 verstorbenen Hollywoodregisseurs Anthony Minghella, der durch seine Filme »Der englische Patient« und »Der talentierte Mr. Ripley« weltweit bekannt wurde, gibt die Sopranistin Asmik Grigorian ihr Staatsoperndebüt: nicht als Stimmbesitzerin, sondern als singende Schauspielerin, die mit der darstellerischen Durchdringung jeder ihrer Rollen Maßstäbe setzt. Das Wiener Publikum wird sie in der vokal und szenisch vielleicht anspruchsvollsten und schillerndsten Frauenrolle Puccinis erleben können. Unter der Stabführung von Philippe Jordan, der dieses Werk erstmals in Wien dirigiert, gibt auch Freddie De Tommaso als Pinkerton sein Hausdebüt. Mit der Rolle von Butterflys Vertrauter Suzuki kehrt Virginie Verrez ins Ensemble der Staatsoper zurück. Boris Pinkhasovich, dem Wiener Publikum als Onegin und »Barbiere«- Figaro bekannt, singt Konsul Sharpless. Für die dritte Aufführungsserie reicht Philippe Jordan den Dirigentenstab an Joana Mallwitz weiter, derzeitige Musikdirektorin des Staatstheaters Nürnberg, die bei der Kritiker-umfrage der Zeitschrift »Opernwelt« 2019 zur Dirigentin des Jahres gewählt wurde. Unter ihrer Leitung gibt Roberto Alagna – nach fast 100 Wiener Auftritten in 15 Opern – noch ein wichtiges Staatsopern-Rollendebüt: den Pinkerton.



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